Kriminalstatistik - Betrügereien im Internet nehmen deutlich zu
Die Kriminalstatistik 2021 zeigt: Insgesamt gab es weniger Delikte – aber mehr Kriminalität im Cyberspace.
Wenn man etwas im Internet bestellt, und es wird nicht geliefert – oder wenn man online bezahlt, und die Daten werden missbraucht: Das sind Beispiele von Cyberkriminalität. Solche Fälle haben 2021 im Vergleich zum Vorjahr, als die Fälle von Cyberkriminalität zum ersten Mal überhaupt erhoben wurden, um rund einen Viertel zugenommen.
Legende: Taschendiebstähle sind während der Pandemie schwieriger geworden. Deshalb wichen Kriminielle ins Internet aus. Keystone
Unser Leben habe sich während der Pandemie in den letzten zwei Jahren stärker in den digitalen Raum verlagert, und das hätten auch die Täter gemerkt, sagt Dirk Baier. Er ist Professor und Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW.
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«Es ist schwieriger, zum Beispiel Taschendiebstähle zu begehen, weil die Leute weniger draussen sind. Also wird versucht, übers Internet oder die sozialen Medien an das Geld der Opfer zu kommen», so Baier weiter. Gleichzeitig seien die Menschen aber auch zunehmend sensibilisiert. «Sie merken schneller, ob sie jemand übers Internet betrügen möchte und sie gehen schneller zur Polizei.» Und machen eine Anzeige.
So wenig Tötungsdelikte wie lange nicht mehr
Bei den schweren Gewaltdelikten zeigt die Statistik fürs letzte Jahr ein unterschiedliches Bild: 2021 wurden in der Schweiz 42 Personen getötet, das ist der tiefste Wert seit 1982.
Über die Hälfte der Tötungsdelikte geschah im häuslichen Zusammenhang, in aktuellen oder beendeten Beziehungen. Die Opfer sind grösstenteils Frauen. Für Baier zeigt dies, wie schwierig es ist, in diesem Umfeld solch schwere Delikte zu verhindern. Die Prävention und Intervention müsse weiter ausgebaut werden, kommt er zum Schluss.
Die Pandemie ist nicht ein Treiber häuslicher Gewaltdelikte
Doch in diesem Bereich gebe es auch einen Lichtblick: So sind die generellen Zahlen zu Delikten im Bereich der häuslichen Gewalt zurückgegangen. «Die Pandemie ist nicht ein Treiber häuslicher Gewaltdelikte», folgert Baier daraus. Entsprechende Befürchtungen zu Beginn der Pandemie hätten sich nicht bestätigt. Offen bleibt, wie hoch die Dunkelziffer ist.
Jugendkriminalität hat zugenommen
Und noch etwas fällt beim Betrachten der Statistik auf: Unter den beschuldigten Personen hat es weniger Erwachsene, dafür mehr Minderjährige. Das heisst, die Jugendkriminalität hat erneut zugenommen, auch bei den schweren Delikten.
Damit setzt sich die Entwicklung der letzten sechs Jahre fort. Konkrete Gründe dafür zu nennen, ist laut Experte Baier allerdings schwierig.
Jugendkriminalität geht in NRW weiter zurück
Düsseldorf – Die Jugendkriminalität ist in Nordrhein-Westfalen einem neuen Lagebild zufolge weiter rückläufig. So sank die Zahl der Minderjährigen und Heranwachsenden, die einer Straftat verdächtigt wurden, um mehr als 10 Prozent auf noch 88.680, heißt es in dem Bericht des Landeskriminalamts NRW für 2020. Ein Jahr zuvor waren es noch 98.680 junge Verdächtige gewesen.
Deutlich häufiger wurden junge Menschen in NRW allerdings mit Straftaten im Internet auffällig. Dort wurde im Vergleichszeitraum ein Anstieg um 21 Prozent auf 5310 verdächtige Jugendliche registriert. Noch stärker stiegen die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: Um 41,6 Prozent auf 5160 Verdächtige. Die Zuwächse seien besonders durch den Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie verursacht.
Die Zahl der jugendlichen Opfer von Kriminalität ging um 4,8 Prozent zurück. Gegen den Trend verdoppelte sich aber die Zahl der jugendlichen Opfer sexuellen Missbrauchs von 164 auf 327. Die jugendtypischen Straftaten wie Diebstahl, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Rauschgiftkriminalität und Schwarzfahren waren laut Lagebild allesamt rückläufig.
© dpa-infocom, dpa:220919-99-813344/2 (dpa/lnw)
Weniger Jugendkriminalität, mehr Internetbetrug
Die Jugendkriminalität geht weiter zurück, politisch motivierte Gewalt und Betrug im Internet werden dagegen zu immer größeren Problemen.
Berlin. Insgesamt ist die Zahl der in Deutschland registrierten Straftaten im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2008 aber um ein Prozent auf rund 6,05 Millionen gesunken. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Dienstag in Berlin vorstellte.
„Deutschland ist sicherer geworden. Deutschland gehört zu den sichersten Ländern der Welt“, sagte der CDU-Politiker. Die Aufklärungsquote erreichte mit 55,6 Prozent den höchsten Stand seit der Einführung der gesamtdeutschen Statistik 1993. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht aber keinen Grund zur Entwarnung: „Gewaltkriminalität ist und bleibt ein zentrales Problem.“
Die Kinder- und Jugendkriminalität war bereits im vergangenen Jahr zurückgegangen - im Jahr 2009 setzte sich der Trend fort. Rund 39.700 Gewalttaten wurden Tatverdächtigen zwischen 14 und 18 Jahren zugeschrieben und damit rund 9 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU), beobachtet allerdings, dass die Täter häufig äußerst brutal vorgehen und ohne ersichtlichen Grund zuschlagen.
Politisch motivierte Taten nehmen zu
Eine Zunahme verzeichnete die Polizei allerdings bei den politisch motivierten Gewalttaten. Die Zahlen hatte das Ministerium bereits im März vorgestellt. Demnach wurden rund 34.000 Delikte registriert - das waren 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr. „Das ist eine besorgniserregende Entwicklung“, sagte de Maizière. Vor allem im linken Spektrum steige die Gewaltbereitschaft. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) bekräftigte die Forderung, Gewalt gegen Polizisten stärker als bisher unter Strafe zu stellen. Das Thema wird auf der Innenministerkonferenz nächste Woche in Hamburg behandelt.
Das „Tatmittel Internet“ wird für Betrüger immer attraktiver. De Maizière führte die steigenden Zahlen aber auch darauf zurück, dass immer mehr Menschen im Internet aktiv sind. Vermutlich gebe es hier große Dunkelziffern, da beispielsweise Firmen sich scheuten, Sicherheitslücken zuzugeben. Den Großteil der in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik erfassten Straftaten machen aber mit 39 Prozent immer noch Diebstahlsdelikte aus. Ihre Zahl sank jedoch um 4 Prozent auf rund 2,3 Millionen Fälle.
Allerdings gibt es einen deutlichen Anstieg der Autodiebstähle um fast 9 Prozent auf rund 40400 Fälle. Nach Angaben der Ermittler gelingt es den Tätern mittlerweile, auch die neuen elektronischen Wegfahrsperren zu knacken. Viele gestohlene Autos würden nach Osteuropa verschoben. Insgesamt sei die Zahl der gestohlenen Wagen aber seit 1993 auf ein Fünftel zurückgegangen. De Maizière sagte, er habe den Eindruck, dass die Automobilindustrie nun bei der Entwicklung von Sicherheitstechnik nachlasse - dies dürfe nicht sein. (dpa)