Anhänger des Hackerkollektivs Anonymous haben die Websites des US-Justizministeriums, des FBI sowie von Universal Music und dem Interessensverband der Filmindustrie MPAA angegriffen. Sie wollten damit offenbar gegen die aktuell im US-Kongress diskutierten Anti-Pirateriegesetze SOPA und PIPA protestieren und gleichzeitig ihren Unmut darüber kundtun, dass das FBI und die US-Justiz den Filehoster Megaupload vom Netz genommen haben.
„Der größte Anonymous-Angriff aller Zeiten – 5635 Leute haben bestätigt, dass sie #LOIC nutzen, um Sites offline zu bringen“, heißt es in einer Twitter-Nachricht der Hacker. LOIC steht für Low Orbit Ion Cannon – ein Tool, mit dem sich DDoS-Angriffe auf Websites ausführen lassen. Zu den anderen anvisierten Zielen gehörten etwa die Websites des Weißen Hauses, BMI, Warner Music, des US-Patent- und Markenamts sowie der Belgischen Anti-Piraterievereinigung. Insgesamt standen mehr als ein Dutzend Sites unter Beschuss.
Akamais Real-time Web Monitor registrierte in den vergangenen 24 Stunden 218 Angriffe, was einem Anstieg von 24 Prozent im Vergleich zum Normallevel entspricht. Die Attacken konzentrierten sich auf Mitteleuropa und die Ostküste der USA.
Sowohl die deutsche als auch die US-Site von Universal Music sowie jene von BMI sind nach wie vor offline. In den Fehlermeldungen ist von „Wartungsarbeiten“ die Rede. „#OpMegaUpload ist in vollem Gang. Justice.gov ist down, MPAA.org ist down, UniversalMusic.com ist down – ein DDoS-Massenangriff“, heißt es in einer Twitter-Nachricht von LulzPirate. Angeblich wurden innerhalb von 20 Minuten zehn Websites attackiert.
Die Online-Community in den USA wehrt sich derzeit mit Händen und Füßen gegen zwei Gesetzentwürfe, die ihrer Ansicht nach die Freiheit des Internets gefährden. Viele kleinere und größere Sites sperrten vergangenen Mittwoch den Zugriff auf ihre Dienste und lieferten Informationen über SOPA („Stop Online Piracy Act“) und PIPA („Protect IP Act“). In der Folge knickten zahlreiche Politiker ein und zogen ihre Unterstützung im Kongress zurück.
Befürworter der Anti-Pirateriegesetze sind unter anderem die Verbände der amerikanischen Musik- und Filmindustrie: RIAA und MPAA, die auch zu den jüngsten Opfern von Anonymous zählen. Beide hatten sich in der Vergangenheit dafür ausgesprochen, Filehoster wie Megaupload zur Verantwortung zu ziehen, weil über solche Dienste illegale Kopien urheberrechtlich geschützter Werke verbreitet würden.
Megaupload-Gründer Kim Schmitz und seine Verbündeten sollen mit ihrer Plattform rund 175 Millionen Dollar eingenommen haben. Schmitz wurde im australischen Auckland gemeinsam mit zwei weiteren Deutschen und einem Niederländer verhaftet. Ihnen droht eine Gefängnisstrafe von bis zu 20 Jahren.