Achtung! Vermehrte Cyberangriffe und andere Betrugsmaschen
Ihren Haus- oder Wohnungsschlüssel würden Sie niemals an unbekannte Dritte weitergeben. Schließlich hätten diese dadurch Zugriff auf alle Besitztümer in Ihrem Zuhause. Gleichen Wert haben TANs und PINs, die Ihr Konto und damit Ihr Geld schützen. Da gerade jetzt während der Corona-Pandemie viele Unternehmen und Kreditinstitute auf andere Kommunikationswege setzen, satteln auch die Betrüger um und versuchen, als falsche Sparkassen-Mitarbeiter per Telefon sensible Daten zu ergaunern. Meist rufen sie außerhalb der Öffnungszeiten an und geben vor, es besonders eilig zu haben, weil sonst beispielsweise das Konto gesperrt werden müsse.
Mitarbeiter von Banken und Sparkassen würden jedoch niemals am Telefon nach PINs, TANs oder Passwörtern fragen. Legen Sie im Zweifel einfach auf und rufen Sie Ihre Sparkasse unter der Ihnen bekannten Rufnummer zurück – so können Sie in Erfahrung bringen, ob wirklich Handlungsbedarf besteht. Ein echter Sparkassen-Mitarbeiter hat mit diesem Vorgehen auch kein Problem.
Wichtig: Die Betrüger können auch die Rufnummer fälschen, die Ihnen im Display angezeigt wird. Wenn Sie jedoch auflegen und selbst noch mal die Nummer Ihrer Sparkasse wählen, landen Sie auch sicher dort. Und: Lassen Sie sich niemals unter Zeitdruck zu irgendwelchen Handlungen zwingen.
Phishing-Angriffe stoppen: So erkennen Sie bösartige E-Mails
Phishing ist nach wie vor eine der größten Gefahren denen Unternehmen sich ausgesetzt sehen. Und das sowohl für die Netzwerk-Sicherheit (95% aller Angriffe gehen auf erfolgreiche Spear-Phishing-Versuche zurück) als auch in finanzieller Hinsicht (allein in den letzten beiden Jahren haben Unternehmen mehr als 2 Milliarden Dollar durch Phishing und die Folgen verloren). Das Risiko lässt sich allerdings deutlich senken, wenn man sich mit dem Thema näher auseinandersetzt. Je besser sich ein Benutzer mit den Risiken solcher Angriffe auskennt, je mehr Beispiele von Angriffsversuchen er bereits gesehen hat und weiß wie er Angriffsversuche identifizieren kann, desto unwahrscheinlicher ist es, auf solche Attacken hereinzufallen.
Hier sind einige typische Beispiele für Phishing-Kampagnen und einige Tipps, wie man sie erkennt.
Szenario 1: Sie bekommen eine E-Mail von einem Unbekannten
Kommt Ihnen die E-Mail-Adresse verdächtig vor?
Einer der wohl wichtigsten Schritte, um eine Phishing-E-Mail zu entlarven ist, einen genauen Blick auf den Absender zu werfen. Noch bevor Sie den Inhalt der betreffenden E-Mail unter die Lupe nehmen, finden Sie heraus wer die E-Mail geschickt hat.
Falls es sich um einen unbekannten Absender handelt, schauen Sie sich die E-Mail-Adresse genau an. Nicht nur den angezeigten Namen, sondern die tatsächliche E-Mail-Adresse und die Domain. Kommen Sie Ihnen verdächtig vor? "Verdächtig" liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber typische Merkmale sind falsch geschriebene Wörter, sinnlos aneinander gereihte Buchstaben und Zahlen und oftmals stimmt der angezeigte Name nicht mit der Mailto-Adresse überein.
Unten sehen Sie beispielsweise eine E-Mail, wie wir sie erhalten haben. Der Name des Absenders macht keinen Sinn und stimmt zudem nicht mit der Mailto-Adresse überein. Außerdem war uns der Domain-Name unbekannt. Insgesamt alles ziemlich verdächtig. Folglich ist es nicht ratsam auf irgendetwas in dieser E-Mail zu klicken. Hätten wir uns allerdings die Adresse nicht genauer angesehen, hätte die vermeintliche Dringlichkeit der Nachricht uns vielleicht doch dazu verleitet: Wenn man die E-Mail ignoriert, können die Dateien auf dem betreffenden Laptop nicht mehr wiederhergestellt werden?! Genau das wollten uns die Angreifer glauben machen. Derartige Ängste zu schüren ist ein beliebtes Mittel um von den Merkmalen abzulenken, die auf eine gefälschte E-Mail hinweisen.
Worin besteht der Inhalt der E-Mail? Haben Sie die E-Mail erwartet?
Wie sieht es aber aus, wenn Sie eine E-Mail von einem unbekannten Absender erhalten, bei dem aber nicht gleich die Alarmglocken schrillen? Je nachdem für welche Art von Unternehmen man tätig ist oder in welcher Position, kommt es durchaus vor seriöse E-Mails von neuen Kontakten zu erhalten.
Anstatt Wege aufzuzeigen, wie Sie erkennen, ob eine E-Mail legitim ist (was meistens von der Situation abhängig ist), befasst man sich besser mit Aspekten, die Sie stutzig werden lassen sollten. Nehmen wir beispielsweise folgende E-Mail:
Die E-Mail kam unaufgefordert – ein Zeichen, das zunächst alle Phishing-Alarmglocken läuten lassen sollte. Die Firma ist uns nicht bekannt, und erst recht haben wir dort nichts bestellt. Den Anhang werden wir also auf keinen Fall herunterladen.
Für Außenstehende mag es banal klingen, aber die einfache Frage - "Habe ich mit der E-Mail gerechnet?" würde bereits helfen eine nicht ganz geringe Zahl von Phishing-Angriffen im Keim zu ersticken.
Weitere Tipps, woran Sie Phishing E-Mails von unbekannten Absendern erkennen
Im obigen Beispiel finden sich einige Hinweise, die auf eine mögliche Phishing-E-Mail hinweisen. Sie können böswillige E-Mails identifizieren, indem Sie auf solche Indikatoren achten.
Ungenauer Betreff - kein Hinweis auf eine Bestellnummer, Produktname, usw.
Grammatik - das Wort "Bitte" kommt wiederholt vor, Sätze sind umständlich bis unverständlich formuliert
Keine persönliche Anrede - als Begrüßung wird nur "Hallo" genutzt, was für eine derart spezifische E-Mail (also keine Massen-Werbe-E-Mail) extrem ungewöhnlich ist
Keine Details - sehr allgemeine Formulierungen, keine Angaben zum Produkt oder Service, und es wird kein gemeinsamer Kontakt genannt
Dateiname – der Name der Rechnung weist nicht auf ein bestimmtes Projekt oder eine bestimmte Firma hin, es werden überhaupt keine Details genannt
Andere E-Mail Signatur – die E-Mail-Signatur stimmt nicht mit den Absenderdaten überein (z.B. Absender, E-Mail-Adresse)
Szenario 2: Sie erhalten eine E-Mail von jemandem den Sie "kennen"
Wir haben "kennen" in Anführungszeichen gesetzt, weil wir uns in der Vergangenheit schon damit beschäftigt haben wie einfach es ist gefälschte E-Mail-Adressen zu erstellen. Es ist wichtig zu wissen, dass Angreifer existierende E-Mail-Adressen leicht imitieren können. Selbst bei bekannten Adressen ist es also immer ratsam, Links und Anhänge nur mit großer Vorsicht zu öffnen.
Wir haben die unten stehende E-Mail beispielsweise von bekommen, obwohl sie nicht von einem GlobalSign-Mitarbeiter verschickt worden ist.
Um gefälschte E-Mails zu enttarnen, kann man sich also nicht nur auf die Absenderadresse verlassen, aber wie kann man derartige Angriffe dennoch verhindern?
Prüfen Sie die digitale Signatur
Es ist kein großes Geheimnis, dass wir empfehlen alle Unternehmens-E-Mails digital zu signieren. Die digitale Signatur einer E-Mail verbindet die von einem Drittanbieter verifizierte Online-Identität einer Person mit deren E-Mail-Kommunikation. So können Sie digital signierte E-Mails von Ihnen bekannten Personen erhalten und sich sicher sein, dass die E-Mail tatsächlich vom besagten Absender kommt und keine Phishing-E-Mail ist.
Woran erkennen Sie eine digital signierte E-Mail?
Die meisten E-Mail-Clients für Unternehmen zeigen deutlich an, ob eine E-Mail digital signiert wurde. Microsoft Outlook fügt dazu beispielsweise eine rote Schleife hinzu.
Klickt man auf das Symbol, werden zusätzliche Informationen über den Signierenden und das verwendete Zertifikat angezeigt. Sie können die Identität des Signierenden im Detail überprüfen.
Prüfen Sie den Link IMMER bevor Sie klicken
Angreifer verstecken böswillige Links gerne im Hypertext. Sie sollten immer die Ziel-Adresse überprüfen (indem Sie z.B. mit dem Mauszeiger darüberfahren) bevor Sie irgendwelche Links klicken. Im vorherigen Beispiel über die Verbreitung des Virus führt der Link zu einer verdächtigen URL – keine Web-Adresse von GlobalSign...
Plausibilitätsprüfung aller Anhänge
Wie schon erwähnt hilft es, den Anhang aus der Distanz zu betrachten und sich selbst zu fragen, ob es wahrscheinlich ist, dass der Absender Ihnen diese Art von Datei schickt. Sie haben eine E-Mail der Personalabteilung mit einem neuen Plan für eine private Krankenversicherung erhalten, obwohl Sie diese erst vor ein paar Monaten gewechselt haben? Die Finanzabteilung schickt eine Excel-Datei mit dem Ergebnis des ersten Quartals, obwohl das Ergebnis noch nie per Excel-Datei bekannt gegeben wurde? Wenn Sie E-Mails derart hinterfragen wehren Sie bereits viele solcher Angriffe ab.
Seien Sie auf der Hut vor „falschen Freunden"
Phishing-Angriffe sind in den letzten Jahren immer professioneller geworden. Schauen Sie sich zum Beispiel noch einmal die E-Mail über die Virus-Verbreitung an. Zusätzlich zur gefälschten Unternehmens-Adresse, wurden weitere Elemente integriert, die die E-Mail glaubwürdig erscheinen lassen:
Eine Domain wurde registriert um es glaubwürdig erscheinen zu lassen, dass die bösartige URL tatsächlich zu einem real-existierenden Antiviren-Anbieter gehört.
Der Name einer real existierenden Firma, z.B. Kaspersky, ist in die URL mit einbezogen, um den Empfänger in falscher Sicherheit zu wiegen (in der E-Mail oberhalb rot markiert).
Die Dringlichkeit der Nachricht – die Wichtigkeit wird hervorgehoben, indem Phrasen wie „so schnell wie möglich“ im Text vorkommen
Diese Merkmale erschweren es, Phishing-Emails zu erkennen und illustrieren warum es so wichtig ist, vor jedem Klick oder Download kurz nachzudenken, ob die E-Mail gefälscht sein könnte.
Im Zweifel – nicht klicken!
Falls Sie noch immer unsicher sind, ob die E-Mail seriös ist, empfehlen wir Ihnen im Zweifel lieber übervorsichtig zu sein. Manche Phishing-Versuche können sehr ausgeklügelt sein, mit detailliertem Wissen über den Empfänger und das Unternehmens, was es sehr schwierig macht die Phishing-E-Mail als solche zu erkennen. Es ist nicht verkehrt einen Absender lieber ein Mal mehr zu prüfen bevor man Links anklickt oder Anhänge herunterlädt. Die IT-Abteilung Ihres Unternehmens kann möglicherweise feststellen, ob eine E-Mail sicher ist. Falls Sie Zweifel haben, leiten Sie eine verdächtige E-Mail lieber an Ihre IT/IS-Abteilung weiter ohne Datei herunter zu laden. Sie kann dann geprüft werden, und Sie wissen, ob Phishing-Angriffe gegen das Unternehmen gestartet wurden.
Russlands Krieg in der Ukraine Cyberattacken als Rache für Sanktionen?
Exklusiv Russlands Krieg in der Ukraine Cyberattacken als Rache für Sanktionen? Stand: 03.03.2022 11:59 Uhr
Nach den Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland warnen IT-Sicherheitsexperten vor Racheaktionen durch Hackerangriffe. Bundesinnenministerin Faeser betont gegenüber BR und NDR, die Gefahr müsse ernst genommen werden.
Von Svea Eckert, NDR, und Hakan Tanriverdi, BR
Bundesinnenministerin Nancy Faeser appelliert, die Bedrohung durch Cyberangriffe ernst zu nehmen: "Wir gehen von einer erhöhten Gefährdung dieser Tage aus, weil im Kriegsgeschehen Cyber-Attacken auch eine Form der Kriegsführung sind", so die SPD-Politikerin im Gespräch mit BR und NDR. "Deswegen sind wir sehr gewarnt."
Die Ministerin kündigt an, den Bereich der IT-Sicherheit weiter stärken zu wollen, um frühzeitig mögliche Angriffe auf die sogenannten Kritische Infrastruktur (KRITIS) erkennen zu können.
Experten erwarten Racheaktionen
Im Russland-Ukraine-Krieg spielen digitale Angriffe nach Angaben von Experten für die russische Seite bisher eine untergeordnete Rolle. Doch IT-Sicherheitsexperten fürchten eine "Wie du mir, so ich dir"-Reaktion von russischer Seite. Diese könne auch Cyberangriffe enthalten. Die koordinierten Sanktionen des Westens gegen Russland zielen darauf ab, das Land weitgehend vom internationalen Finanzsystem abzutrennen. Auch der Energiesektor ist direkt betroffen.
"Man kann deshalb davon ausgehen, dass es Angriffe gegen den Energiesektor geben wird", meint Robert Lee vom US-Unternehmen Dragos im Interview mit BR und NDR. Die Firma schützt Unternehmen der Kritischen Infrastruktur, deren Ausfall Konsequenzen für das öffentliche Leben haben könnte, zum Beispiel wenn der Strom ausfällt. "Es ist jetzt durchaus angebracht, sich Sorgen zu machen."
BSI befürchtet "massive Beeinträchtigung"
Das ist eine Einschätzung, die deutsche Sicherheitsbehörden teilen dürften. Mittlerweile verschickt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) täglich nicht-öffentliche Einschätzungen über die Lage in der Ukraine, mit besonderem Fokus auf den "Cyber-Raum". Die Bedrohungslage ist derzeit auf "Orange", also nach Definition des BSI "geschäftskritisch". Eine "massive Beeinträchtigung des Regelbetriebs" sei denkbar. Parallel dazu werden Unternehmen, durch BSI und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), mit technischen Daten versorgt, die dabei helfen sollen, Hacker zu erkennen.
Lee und seine Kollegen beobachten seit Oktober 2021 Hackergruppen, die Netzwerke von Unternehmen im KRITIS-Bereich ins Visier nehmen. "Das sind noch keine Angriffe, aber sie suchen sich ihre Ziele aus", sagt Lee, der früher für den US-Geheimdienst NSA arbeitete. Generell seien Netzwerke der Industrieanlagen deutlich schlechter geschützt als klassische Firmen-Netzwerke. Man habe sich über Jahrzehnte hinweg darauf verlassen, dass es niemand schaffen würde, einzudringen. Wenn jemand aber erst einmal drin sei, wären viele Firmen nicht in der Lage, die Hacker zu finden.
Monatelange Vorarbeit nötig
Lee sagt, dass es grundsätzlich möglich sei, durch Cyberangriffe physischen Schaden hervorzurufen, wie zum Beispiel in einer Stadt das Stromnetz zu stören oder gar auszuschalten. Doch das sei sehr aufwendig: "Dafür braucht man mindestens ein halbes Jahr Vorbereitung. Man braucht umfangreiche Recherche und umfangreiches Fachwissen, um solche Angriffe zu planen und durchzuführen."
In der Ukraine hatten mutmaßlich russische Hacker 2016 versucht, die Stromversorgung zu unterbrechen. Berichten zufolge war Kiew für eine Stunde abgeschnitten - ihr eigentliches Ziel, großflächig Schäden zu verursachen, schlug fehl: "Sie haben ihr Ziel fast erreicht, aber es ging schief", sagt Lee, der den Vorfall analysiert hat.
Auswirkungen in Deutschland
Konkrete Anzeichen, dass es bereits zu Hackerangriffen in Deutschland gekommen ist, gibt es aktuell nicht. Ein US-Anbieter für satellitenbasiertes Internet hatte allerdings Ausfälle in Europa. Davon betroffen sind Tausende Windräder, auch in Deutschland. Die Anlagen funktionieren aber auch ohne Internet und erzeugen weiter Strom. Die zuständige Firma Viasat geht derzeit von einem Cyberangriff aus. Details sind nicht öffentlich.
"Auswirkungen des Vorfalls auf die Energiesicherheit und -stabilität in Deutschland wurden nicht festgestellt", schreibt die Bundesnetzagentur auf Anfrage von BR und NDR.
In einem der nicht-öffentlichen Berichte zitiert das BSI aus dem Schreiben eines Anbieters, der von der Störung betroffen ist. In diesem Schreiben stehe, dass bei "allen aktiven Consumer-Modems ein Update durchgeführt wurde, welches die Modems nachhaltig zerstöre". Auch Geräte der Gefahrenabwehr, zum Beispiel Einsatzleitwagen, wie sie die Feuerwehr nutzt, seien von dem Ausfall betroffen. Solche Einsatzleitwagen kommunizieren über Digitalfunk und verwenden satellitenbasiertes Internet als Ausweichlösung. Im Gespräch mit dem BR und NDR bestätigt ein Mitarbeiter des Katastrophenschutzes, dass die entsprechende Technik derzeit nicht in Betrieb ist. Über Hintergründe wolle er nicht spekulieren.