Google wird seinen smarten Lautsprecher "Google Home" auch in Deutschland verkaufen. Der Konkurrent für Amazons Echo ist ab dem 8. August erhältlich. In den USA rief ein sprachgesteuertes Gerät jetzt offenbar selbständig die Polizei.
Der Preis wird in Deutschland 149 Euro betragen. Es war lange Zeit nicht sicher, ob "Google Home" überhaupt in Deutschland angeboten wird. Echo, der smarten Lautsprecher von Amazon, sind schon deutlich länger auf dem Markt und eine harte Konkurrenz für Google. Apple hat sein Modell "Home Pod" für Ende 2017 angekündigt.
Google Home ruft die Polizei
In den USA hat laut einem Bericht des TV-Senders "ABC News" in einem Vorort von Albuquerque, New Mexiko, ein "Google Home"-Gerät die Polizei gerufen. Es ging um einem Fall häuslicher Gewalt. Laut der lokalen Polizei hütete ein Mann mit seiner Freundin und Tochter das Haus eines Bekannten, als ein Streit eskalierte: Er zückte eine Waffe und bedrohte seine Freundin – als er ihr die Frage „Did you call the sheriffs?“ stellte, nahm das im Zimmer stehende "Google Home" dies als Aufforderung und stellte eine Verbindung zum Polizeinotruf her. Der konnte das Geschehene mitverfolgen und alarmierte ein bewaffnetes Einsatzkommando. Nach stundenlanger Verhandlungen konnte der Mann festgenommen werden. „Der unerwartete Einsatz dieser Technologie hat womöglich dazu beigetraten, ein Menschenleben zu retten“, so ein Polizeibeamter. "Die Sorge vieler Nutzer, dass Google Home & Co ständig mitlauschen und damit vielleicht auch Dinge mitbekommen, die sie nicht mitbekommen sollten, bekommt durch den Fall allerdings Aufwind", kommentiert "Business Punk".
Googles Home-PC kommt im August für 149 Euro. (Quelle: Google/dpa)
Entwicklerkonferenz von Google: Von Mobilität zur Künstlichen Intelligenz
Auf der US-Entwicklerkonferenz "Google I/O" hatte Google einen fundamentalen Richtungswechsel von Mobilität zu Künstlicher Intelligenz verkündet und die Durchdringung aller Lebensbereiche vorgeführt. Googles Supercomputer sehen, lesen, hören, erkennen und übersetzen, bestellen und organisieren auf allen Geräten, die man sich vorstellen kann.
"Es ist unsere Hauptaufgabe, die Informationen der Welt zu organisieren", erklärte Google-Chef Sundar Pichai auf der Hausmesse des gigantischen Unternehmens. In dieser Woche habe man die 2-Milliarden-Marke für registrierte Geräte durchbrochen, aber viel wichtiger als Mobiles Computing, werde Künstliche Intelligenz (KI). Sie soll die Probleme der Welt lösen. Angeführt werden die Früherkennung von Brustkrebs und die Erfindung von Wirkstoffen in der Medizin, Direkt-Übersetzung von Textnachrichten, die Vermittlung von Arbeitsstellen und eine Sprachassistenz im Alltag, die stark an Star Trek erinnert.
"Wir erfinden alle unsere Produkte neu"
Auf der Eröffnungsveranstaltung präsentiert Google dabei größtenteils vollendete Tatsachen. Für die enorme Rechenleistung, die Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und Neuronale Netze benötigen, wurden die Rechenzentren aufgerüstet. Ein eigens für die hochgradig parallelisierten Berechnungen entworfener Tensor-Prozessor erledigt seine Aufgabe nun in zweiter Generation um den Faktor 30 schneller. Die Rechenpower bietet Google auch als Service an, für eigene und fremde Dienste.
Damit lässt sich das Verhalten von Molekülen voraussagen, Brustkrebs kann präziser und früher erkannt werden und Googles Erkennung wandert von Texten zu Bildern und Sprache. Sehr schnell, noch im Sommer, sollen viele der Technologien auch im deutschen Alltag ankommen.
Google Rechenzentrum mit Tensor Processing Units für Künstliche Intelligenz (Quelle: Google)
Der Google Assistant und Google Lens
Mit einem Smartphone lassen sich beispielsweise Sprachbarrieren ausräumen. Die Bilderkennung Google Lens übersetzt auf Wunsch fremdsprachige Hinweisschilder wie Speisekarten oder Wegweiser. Sie müssen nur mit der Kamera drauf zeigen, die Informationen zum Bildinhalt blendet Google ein. Per Software erkennt Google, auf welche Blume die Kamera gerade gerichtet ist, vor welchem Restaurant Sie stehen oder welche Kollegen Sie gerade fotografiert haben. Mit einem Klick sind ein Florist in der Nähe, eine Platzreservierung oder die Einladung zu einem online geteilten Fotoalbum verfügbar.
Veranstaltungsplakate oder Firmenschilder führen den Nutzer direkt zu Terminen, Öffnungszeiten oder Ticketreservierungen. Wer will, kann auch gleich per Sprachkommando zahlen, sofern irgendwann mal ein Zahlungsmittel bei Google eingerichtet wurde.
Die Google Lens Bilderkennung assoziiert automatisch Begriffe für eine Suche (Quelle: Google)
"Google zeige mir das Foto, wo Tom die Kerzen auf der Torte ausbläst"
Nicht nur die Bilderkennung von Google ist extrem weit fortgeschritten, das gilt auch für Sprache und Kontext. Google weiß, was auf Bildern zu sehen ist. Bei der Frage nach bestimmten Menschen oder Ereignissen berücksichtigt die Software frühere Anfragen, Positionsdaten, Termine, aktuelle Verkehrsdaten und geht in einigen Fällen sogar proaktiv auf Nutzer zu: "Um für das Fußballspiel ihrer Tochter rechtzeitig anzukommen, sollten Sie jetzt losfahren".
Mit Google Lens werden Pflanzenarten, Geschäfte und Router-Passwörter erkannt (Quelle: Google)
Der Lautsprecher Google Home wird mit diesem Dienst ab Sommer in Deutschland in Konkurrenz zu Amazons Echo treten. Man erreicht den Assistenten auch über das Smartphone oder die TV-Fernbedienung, alle Geräte hören immer mit und warten auf ihr Codewort. Angesprochen, rufen sie dann die Mutter an oder bestellen das Lieblingsgericht. Wessen Mutter oder favorisiertes Essen muss derjenige nicht mehr mit dazusagen, das erkennt Google am Stimmmuster von bis zu 6 Benutzern im Haushalt. Der Anruf erfolgt unter der persönlichen Nummer und ist kostenfrei - vorerst jedoch nur in den USA möglich.
Googles VPS erkennt die Position in Innenräumen anhand visueller Daten (Quelle: Google)
Auch auf Apple iPhones, PCs und TVs mit Jobbörse
Sowohl Amazon als auch Apple können mit Alexa und Siri keine vergleichbaren Fähigkeiten vorweisen. Google erstellt Kalendereinträge auf Basis abfotografierter Notizen und To-Do-Listen, es führt Buch mit Hilfe von Kassenbons oder sucht abfotografierte Bücher für Sie. "Die Plattform kann mit der Komplexität umgehen", verkündet Google. Geräte- und herstellerübergreifend will sich Google um alle digitalen Belange kümmern. Die KI sei immer hilfs- und gesprächsbereit. Mit Hilfe der Bilderkennung kann Google Sie zu gewünschten Produkten im Baumarkt oder aber zum Bewerbungsgespräch für den kommenden Job führen.
Auch wenn Googles KI im Englischen noch einen deutlichen Vorsprung genießt, rücken zunehmend auch andere Sprachräume in den Fokus. Den Anfang machen Frankreich, Deutschland und Japan in diesem Sommer.