Internet-Kriminalität: Weniger Nutzer wenden sich an die Polizei

PKS zeigt Handlungsbedarfe bei Häuslicher Gewalt und Cyberkriminalität

Zur heute vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erklärt Madeleine Henfling, innenpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag:

„Es ist erfreulich, dass die erfasste Kriminalität sinkt und die Aufklärungsquote das vergleichsweise hohe Niveau hält. Die PKS ist ein Ausweis der guten Arbeit, die die Polizist*innen in Thüringen leisten. Es muss jedoch immer berücksichtigt werden, dass die PKS begrenzt aussagefähig ist, da sie lediglich das sogenannte Hellfeld erfasst und zudem nur eine Eingangsstatistik darstellt. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass das System der Erfassung reformiert werden muss.“

„Wachsam müssen wir insbesondere bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung und dem sogenannten Cybercrime sein“, so Henfling weiter. „Die Anstiege hierbei sind besorgniserregend. Unsere große Sorge war seit Beginn der Corona-Pandemie, dass die Häusliche Gewalt ansteigen könnte. Die in der Pressekonferenz durch den Innenminister genannten Zahlen sind beunruhigend. Die Anstiege im Bereich der Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen schockieren mich. Es ist gut, dass die Verfolgung dieser Straftaten nun konsequenter erfolgt, als es früher der Fall war. Dennoch kann man hier mehr tun. Deshalb unterstütze ich die Forderung der Deutschen Kinderhilfe nach unverzüglicher Löschung der Fotos von Missbrauchsdarstellungen.“

Zur sogenannten Cyberkriminalität erklärt Henfling: „Dass der Bereich Cybercrime eine immer stärkere Gefährdung sowohl für Behörden als auch für Privatpersonen sowie die Wirtschaft darstellt, bestätigt die Statistik. Der Angriff auf die Stadtverwaltung in Suhl vor Kurzem hat dies deutlich gemacht. In unserer Aktuellen Stunde in der letzten Plenarsitzung hatten wir dieses Thema bereits auf die Tagesordnung gesetzt. Jede*r einzelne muss in Bezug auf Cybercrime achtsamer werden. Vor allem aber die Thüringer Kommunen müssen hier zügig präventiv tätig werden und den Schutz ihrer Infrastruktur sicherstellen.“

Abschließend stellt die grüne Innenpolitikerin fest: „Klar ist: Wir leben in einem sicheren Land – das zeigt auch die PKS. Gerade vor dem Hintergrund der Spannungen, Kriege und Unsicherheiten in anderen Weltregionen sollten wir uns dies öfter ins Bewusstsein rufen. Dennoch erhalten wir mit der Statistik einige Hinweise darauf, wo Handlungsbedarf besteht.“

Polizeistatistik 2021: Weniger Gewalt und mehr ganz junge Opfer

Gewaltdelikte und Wohnungseinbrüche machen vielen Menschen Angst, doch in diesen zwei Bereichen wurden im vergangenen Jahr deutlich weniger Straftaten registriert. Anders sieht es bei Verbrechen im Netz und bei Kindesmissbrauch aus.

Von red/dpa 05.04.2022 - 16:29 Uhr

Die Kriminalitätsbelastung in Deutschland nimmt ab: 2021 ist die Zahl der von der Polizei erfassten Straftaten im fünften Jahr in Folge gesunken. Bundesweit wurden insgesamt knapp 5,05 Millionen Fälle registriert. Mit einem Rückgang von 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr war die Entwicklung diesmal sogar noch deutlicher als im ebenfalls von der Corona-Pandemie überschatteten Jahr 2020. In den Jahren 2014 bis 2016 hatten die Fallzahlen jeweils über sechs Millionen gelegen.

„Wir sind ein sehr sicheres Land und ein starker Rechtsstaat“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag. Hier hätten sich Investitionen in mehr Personal ausgezahlt. Ihr Ziel sei es, unter anderem die Kapazitäten des Bundeskriminalamtes (BKA) zur Bekämpfung des Handels mit Darstellungen sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen zu erhöhen.

Aufklärungsquote

Hier ist der mittelfristige Trend positiv. Im vergangenen Jahr hat die Polizei 58,7 Prozent aller Fälle aufgeklärt. Zehn Jahre zuvor lag die Aufklärungsquote bei 54,7 Prozent. Allerdings weist das BKA in den Anmerkungen zu seiner Statistik auf einen Zusammenhang mit dem Rückgang der Diebstahlsfälle hin. Denn bei diesem Delikt ist die Aufklärungsquote generell niedrig, während sie beispielsweise beim Stalking oder beim Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte jeweils bei über 90 Prozent liegt.

Gewaltkriminalität

Die Zahl der registrierten Gewaltdelikte ging im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück - um 6,8 Prozent auf 164 646 Fälle. Etwa vier von fünf Gewaltstraftaten wurden aufgeklärt. Eine leichte Zunahme um 1,5 Prozent gab es lediglich bei Vergewaltigung, sexueller Nötigung und besonders schweren sexuellen Übergriffen.

Messerangriffe

Erstmals in der Statistik ausgewiesen werden Messerangriffe. Das hatte die Innenministerkonferenz angeregt. Für das Jahr 2021 zeigt sich: Bei 6,6 Prozent der Gewaltdelikte wurde ein Messer benutzt oder als Drohmittel verwendet. Als „Messerangriffe“ im Sinne der Statistik gelten alle Taten, bei denen „der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird“. Es reicht also nicht, dass ein Tatverdächtiger ein Messer lediglich bei sich führt - etwa verdeckt in der Jackentasche.

Schlechte Zeiten für Einbrecher

Die Zahl der angezeigten Wohnungseinbrüche war wegen der Lockdown-Maßnahmen und Reisebeschränkungen schon 2020 rückläufig. Im vergangenen Jahr sank sie abermals - um 27,7 Prozent auf 54 236 Fälle.

„Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr überwiegend im Homeoffice gearbeitet. Das hat sich abschreckend auf Einbrecher ausgewirkt, weil dadurch das Entdeckungsrisiko zu hoch war“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Außerdem zahlten sich die zunehmenden Investitionen der Bürger in Sicherheitstechnik aus. Die Schadenhöhe habe sich insgesamt um 40 Millionen Euro auf 180 Millionen Euro verringert. Der Summe, die im Schnitt pro Schaden anfiel, stieg laut GDV von 2700 Euro auf 3100 Euro.

Kriminalität im Internet

„Wir beobachten insgesamt eine strukturelle Veränderung der Kriminalität“, sagt BKA-Präsident Holger Münch. Seit 2015 habe sich die Zahl der von der Polizei erfassten Cybercrime-Delikte etwa verdoppelt. Im vergangenen Jahr wurden der Polizei 146 363 Fälle bekannt - obwohl die Anzeigequote in diesem Bereich niedrig ist.

Einen Anstieg zeigt die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2021 beim Kindesmissbrauch - um 6,3 Prozent auf 15 507 Fälle. Noch deutlicher beim Handel mit Darstellungen sexuellen Missbrauchs an Kindern (plus 108,8 Prozent). Ein Grund ist die hohe Zahl von Meldungen des National Center of Missing and Exploited Children in den USA zu Delikten mit Tatort in Deutschland. Ein weiterer Faktor ist den Angaben zufolge, dass Kinder und Jugendliche - kinder- und jugendpornografische Bilder in Gruppenchats teilen und somit verbreiten, zum Beispiel via WhatsApp, Instagram oder Snapchat. Manchmal ohne zu wissen, dass dies verboten ist.

„Die hohen Zahlen im Bereich des Handels mit Darstellungen sexuellen Missbrauchs an Kindern sind sehr beunruhigend und zeigen den weiterhin großen Handlungsbedarf“, sagt die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic.

Die Zahl der erfassten Rauschgiftdelikte sank 2021 laut Statistik leicht, um 1,3 Prozent auf 361 048 Fälle. Die Entwicklung war jedoch, je nach Droge, unterschiedlich. Bei Heroin, Kokain und Crack sowie bei LSD stellten die Polizeibehörden einen Zuwachs fest, während die Zahl der polizeibekannten Fälle, in denen es um Cannabis und Amphetamine ging, abnahm.

Opfer

Obgleich im vergangenen Jahr weniger Straftaten verübt wurden, stieg die Zahl der Opfer im Alter unter 14 Jahren im Vergleich zum Vorjahr an. Im vergangenen Jahr wurden laut Statistik 71 931 Kinder Opfer von Straftaten. Das waren 1825 ganz junge Opfer mehr als im Jahr zuvor.

Internet-Kriminalität: Weniger Nutzer wenden sich an die Polizei

Ein Viertel der Bundesbürger gibt an, bereits Opfer von Cyberkriminalität geworden zu sein. Dies geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Digitalbarometer 2021 hervor, einer repräsentativen Befragung im Auftrag der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Quote bleibt damit gleich hoch wie in den beiden Vorjahren. 38 Prozent der Betroffenen gaben an, mindestens einmal in den vergangenen zwölf Monaten einschlägige negative Erfahrungen gemacht zu haben.

Für die Studie befragte das Marktforschungsinstitut Ipsos Public Affairs im April und Mai online 2025 Bundesbürger hauptsächlich im Alter zwischen 14 und 69 Jahren, die in einem Privathaushalt mit Internetzugang leben. Probleme mit Cyberkriminalität hatten den Ergebnissen zufolge vorwiegend junge Erwachsene zwischen 19 und 29 Jahren: Ein Drittel dieser Gruppe erlebte einen entsprechenden Vorfall. Bei den 60- bis 69-Jährigen waren dagegen nur 17 Prozent betroffen.

Keine Ware trotz Bezahlung

Zu den am häufigsten thematisierten Straftaten zählen Fremdzugriffe auf das eigene Online-Konto (31 Prozent), Download von Schadsoftware (28 Prozent) und Phishing (25 Prozent). Deutlich verändert haben sich die Aussagen zu Betrug beim Online-Shopping: 2019 waren 36 Prozent der Befragten betroffen, im vorigen Jahr 32 Prozent, 2021 nur noch 19 Prozent.

Die häufigste angegebene Masche des Betrugs beim Einkaufen im Netz ist, dass Ware trotz Bezahlung nicht geliefert wird. 48 Prozent der Betroffenen erlebten dies laut der aktuellen Analyse. Jedes dritte Opfer erhielt minderwertige Ware. In 26 Prozent der Fälle wurden Login- oder Accountdaten, in 25 Prozent Kredit- oder Kontodaten missbräuchlich verwendet. Als Opfer von Ransomware outete sich nur 1 Prozent (2020: 11 Prozent). Andere Schadsoftware wie Viren oder Trojaner waren nur noch für 4 Prozent ein Problem, während im Vorjahr 25 Prozent darüber geklagt hatten. Mit "problematischen Inhalten" sahen sich 3 Prozent konfrontiert.

79 Prozent der Betroffenen gaben an, durch Cybercrime einen Schaden erlitten zu haben. Voriges Jahr waren es rund 66 Prozent. Im Gegensatz zu 2020 traten diesmal vor allem ein erhöhter Zeitaufwand (29 Prozent) und der Verlust von Daten (27 Prozent) regelmäßig auf. Aufgrund einer Straftat berichteten 17 Prozent, das Vertrauen in die entsprechenden Online-Dienste verloren zu haben. Jedes siebte Opfer hatte mit Rufschädigung zu kämpfen. Den Rückgang eines gemeldeten finanziellen Schadens von 32 auf 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr erklären die Autoren mit weniger Betrug beim Online-Shopping. Bei jedem zehnten Betroffenen lagen die Verluste zwischen 20 und 2000 Euro.

Selbsthilfe

Ein Wandel ist auch bei den Reaktionen auf Kriminalität im Netz festzustellen. Mit 36 Prozent half sich erneut die größte Gruppe der Opfer selbst. Anzeige bei der Polizei erstatteten aber nur noch 29 Prozent. 2020 waren es noch fast 35 Prozent. 20 Prozent baten Freunde oder Familie um Hilfe (2020: 16 Prozent). Auffallend ist auch, dass jüngere Befragte seltener zur Polizei gingen – nur etwa jeder Fünfte. Bei den 60- bis 69-Jährigen wandte sich etwa die Hälfte an die Strafverfolger. Nur eine Minderheit von drei Prozent wusste nicht, wie sie reagieren sollte. 9 statt 5 Prozent im Vorjahr bezahlten gefordertes Lösegeld, obwohl die Polizei und das BSI davon abraten.

Die besondere Situation der Corona-Pandemie wirkte sich auch auf Online-Straftaten aus: Im Untersuchungszeitraum war jeder Fünfte mit Cyberkriminalität in diesem Zusammenhang konfrontiert, weil er etwa eine Phishing-E-Mail mit Covid-19-Bezug bekam. 39 Prozent nutzen seit Pandemiebeginn aber auch häufiger Internetanwendungen – die meisten davon, um online einzukaufen. Die Älteren gingen öfter online, um Kontakt mit Familie und Freunden zu halten, die Jüngeren zog es oft zu Streaming-Diensten. Die vermehrte Online-Aktivität hat jedoch nicht dazu geführt, dass sich die Befragten gefährdeter fühlen.

Opfer von Falschnachrichten

Fast jeder Dritte ist zudem mit "Fake News" zu Covid-19 konfrontiert worden. Bei den Teilnehmern im Alter von 14 bis 29 Jahren ist es sogar fast die Hälfte. Über alle Altersgruppen hinweg fühlen sich Empfänger solcher Falschmeldungen verunsichert. Rund zwei Drittel gaben an, beurteilen zu können, ob Informationen und Quellen seriös sind. Rund zwei von fünf Befragten erhielten aber schon eine Information, der sie erst glaubten, die sich später aber als falsch herausstellte (44 Prozent).

Zwei Drittel der Befragten kennen Empfehlungen, um sich vor Internetgefahren zu schützen. Nur zwölf Prozent geben indes an, diese vollständig umzusetzen. Als Hauptgründe für die Zurückhaltung im Bereich IT-Security werden zu komplizierte und schwer verständliche Sicherheitsempfehlungen (43 Prozent) sowie ein zu hoher Aufwand (44 Prozent) genannt.

Im Vergleich zum Vorjahr werden bekannte Schutzmaßnahmen aber vermehrt umgesetzt. Am häufigsten nutzen die Bundesbürger ein aktuelles Virenschutzprogramm (62 Prozent), "sichere Passwörter" (60 Prozent) und eine aktuelle Firewall (53 Prozent). Nur ein Drittel setzt dagegen bewusst auf automatische Updates. Die Zwei-Faktor-Authentisierung wenden zwar sieben Prozent mehr als 2020 an, es sind mit 40 Prozent aber immer noch weniger als die Hälfte der Befragten. 28 Prozent bauen auf regelmäßige Backups, 23 verschlüsseln ihre E-Mail, 13 Prozent verzichten auf soziale Medien.

Sicherheitsmaßnahmen ergreifen

BSI-Vizepräsident Gerhard Schabhüser monierte, dass Online-Informationen über Cybersicherheit nur rund die Hälfte der Bürger interessierten. Nach einer erlebten Straftat verändere sich dies nur wenig. Er appellierte an alle Nutzer, "einfach zu machen", da sich die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen hinterher meist als weniger komplex als gedacht herausstelle. Der Experte empfahl, etwa Passwort-Manager zu verwenden. Stefanie Hinz, Vorsitzende der ProPK, kündigte eine Social-Media-Kampagne mit dem BSI an, "mit der wir insbesondere die jungen Menschen erreichen möchten".

(olb)

Tracey is the Contributing Editor for Foodies100, Tots100, Hibs100 and Trips100. She also blogs at PackThePJs. Tracey writes mainly about family travel; from days out to road trips with her pet dogs, to cruises and long-haul tropical destinations. Her family consists of her husband Huw, a medical writer, Millie-Mae (14), Toby (12) and Izzy and Jack the spaniels