Kinderschutz im Internet: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Kinderschutz im Internet: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Alexander Kretschmar
Das Internet hat sich mittlerweile zu einem festen Bestandteil in unserem Alltag gemausert. Wir lesen Nachrichten, informieren uns über die Wetteraussichten oder kommunizieren mit Freunden in sozialen Netzwerken - den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Kein Wunder also, dass sich auch Kinder mit zunehmendem Alter immer mehr für das World Wide Web interessieren. Zwar gibt es durchaus Angebote, die sich speziell an jüngere User richten, allerdings sind gewisse Webseiten, Videos, Bilder oder Spiele schlichtweg nicht für die Augen und Ohren von heranwachsenden Menschen geeignet.
Extreme Gewaltdarstellungen, Meldungen zu schweren Verkehrsunfällen oder pornographische Inhalte können sich nachteilig auf die Entwicklung von Kindern auswirken, ihnen Angst machen und sie verstören. Aus diesem Grund ist ein angemessener Kinderschutz im Internet von besonderer Wichtigkeit. In erster Linie fällt es logischerweise in das Aufgabengebiet von Eltern oder Erziehungsberechtigten, ihre Sprösslinge über mögliche Risiken und Gefahren beim Surfen aufzuklären.
Doch auch Erzieher/innen und Lehrer/innen können zur Sicherheit im Netz beitragen. Aber worauf sollten die Verantwortlichen dabei besonders achten? Und welche Möglichkeiten gibt es, um zu gewährleisten, dass junge Menschen im Internet keinen Schaden nehmen?
Kinder mit spezieller Software schützen
Grundsätzlich beginnt der Kinderschutz im Internet in den eigenen vier Wänden. Es empfiehlt sich, dem Nachwuchs ein eigenes Benutzerkonto einzurichten, sollte der Computer von allen Familienmitgliedern genutzt werden. Dieses können Eltern und Erziehungsberechtigte mit begrenzten Zugriffsrechten ausstatten und den eigenen Account mit einem Passwort schützen. So bleiben ihnen alle Funktionen erhalten und ihr Kind ist trotzdem geschützt. Bei einem eigenen PC können sie die Rechte natürlich ebenfalls einschränken.
Weiter geht es mit den Einstellungen, welche direkt im Browser vorgenommen werden können. Dabei haben Eltern und Erziehungsberechtigte unter anderem die Option, eine Standardsuchmaschine festzulegen, die sich gesondert an Kinder richtet. Beispiele dafür sind blinde-kuh.de oder fragfinn.de.
Einen zusätzlichen Kinderschutz im Internet verspricht eine spezielle Filtersoftware, die gewisse Webseiten oder Inhalte blocken („Blacklist“) und stattdessen nur noch solche anzeigen kann, die sowohl dem Alter als auch den individuellen Bedürfnissen des jungen Menschen angepasst sind („Whitelist“). Bei der Nutzung von Smartphones können ebenfalls spezielle Apps dabei helfen, Heranwachsende von schädlichen Einflüssen aus dem Internet zu schützen.
Eltern, Erziehungsberechtigte sowie andere Aufsichtspersonen sollten jedoch bedenken, dass Kinder trotz all dieser Optionen nicht ständig alleine vor PC oder Handy sitzen sollten. Von Zeit zu Zeit empfiehlt es sich, den Kleinen über die Schulter zu schauen und vor allem am Anfang zusammen zu surfen. Des Weiteren sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden, ob die getätigten Einstellungen noch aktiviert sind - besonders clevere Racker finden nicht selten Mittel und Wege, um den Schutz irgendwie zu umgehen.
Datenschutz: Auch in jungen Jahren bereits ein Thema
Anders als noch vor einigen Jahren wachsen Kinder heutzutage in einer sehr digitalisierten Welt auf. Sensible Daten können nur allzu einfach aufgespürt, gespeichert oder verbreitet werden. Um einen Missbrauch dieser Daten zu verhindern, sollten Kinder so früh wie möglich lernen, wie man mit persönlichen Informationen umgeht. Das Verhalten von Erziehungsberechtigten, Eltern, Erzieher/innen sowie Lehrer/innen spielt hierbei eine zentrale Rolle. Schließlich sollten sie den jungen Menschen ein Vorbild sein und ihnen einen verantwortungsvollen Umgang mit persönlichen Daten vorleben.
Dazu gehört es ebenfalls, nicht jeden Schnappschuss des Lieblings in den sozialen Medien zu teilen oder Internetprofile jedem öffentlich zugänglich zu machen. Kinder sollten zudem zu keinem Moment Angst haben, Fragen zu stellen oder vermeintliche Fehler anzusprechen. Ein vertrauensvoller und offener Umgang ist in puncto Datenschutz bei Kindern das A und O. Das Surfen im Internet grundsätzlich zu verbieten, nur um junge Menschen vor möglichen Schäden zu bewahren, ist meist nicht der richtige Weg. Vielmehr sollten Eltern auf einen bewussten Umgang mit dem WWW bauen und für ihre Sprösslinge da sein.
Was tun bei Cybermobbing?
Werden Menschen im Internet von anderen beleidigt, bloßgestellt oder sogar bedroht, ist die Rede von „Cybermobbing“. Das Gefährliche dabei ist, dass sich die „Mobber“ häufig aufgrund der räumlichen Distanz zu ihren Opfern besonders stark und teilweise sogar unantastbar fühlen. Sind Kinder von Cybermobbing betroffen, stammt der Täter meist aus dem näheren Umfeld.
Gerade Kinder und Jugendliche nutzen soziale Netzwerke, um sich einer bestimmten Gruppe zugehörig zu fühlen, akzeptiert zu werden und sich auszutauschen. Picken sich die Heranwachsenden allerdings ein Opfer heraus, über das sie beispielsweise Gerüchte verbreiten oder es direkt anschreiben und bedrohen bzw. beleidigen, kann dies weitreichende Folgen haben.
Bemerken Eltern oder Lehrer/innen, dass ein Kind im Internet gemobbt wird, sollten sie es zur Seite nehmen und offen mit ihm darüber sprechen. Es ist keine Lösung, beleidigende oder anstößige Nachrichten einfach stillschweigend hinzunehmen. Grundsätzlich empfiehlt es sich nicht einmal, auf solche zu antworten. Viele sozialen Netzwerke bieten die Möglichkeit an, bestimmte User zu blockieren oder zu melden, woraufhin deren Profil gelöscht werden kann. Das Gleiche gilt für ungewollt veröffentlichtes Bild- oder Videomaterial.
Bei besonders extremen Beleidigungen oder Drohungen hilft allerdings nur noch der Gang zum Anwalt in Kombination mit einer Anzeige bei der Polizei. In diesem Fall sollten die erhaltenen Nachrichten oder Fotos unbedingt abgespeichert werden, um etwas gegen den Mobber in der Hand zu haben. Wissenswertes rund um den Kinderschutz im Internet finden Interessierte auf dem Ratgeberportal
Weiterführende Informationen
Dieser Artikel wurde von der VFR Verlag für Rechtsjournalismus GmbH herausgegeben. Der VFR ist spezialisiert auf Online Publikationen im Bereich Recht, Steuern und Finanzen. Um unserem Ziel “Recht, Steuern und Finanzen für Jedermann, verständlich erklärt” täglich näher zu kommen. Bei unseren Veröffentlichungen achten wir neben Aktualität und Qualität besonders auf verständliche Sprache, die es auch juristischen Laien ermöglicht komplexe Sachverhalte schnell und einfach zu erfassen. Um höchste Qualität zu garantieren arbeiten wir durchgehend mit Rechtsanwälten, Steuerberatern und Finanzexperten zusammen.
Kinderschutz im Internet
Als Kooperationspartner unterstützt die FSK die Initiative "sicher online gehen – Kinderschutz im Internet", die am 6. Juli in Berlin ins Leben gerufen wurde.
Über die Initiative "sicher online gehen"
Altersgerechter Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet – dafür setzen sich in der Initiative "sicher online gehen" Bund, Länder und Wirtschaft gemeinsam mit Einrichtungen des Kinder- und Jugendschutzes ein. Informationen und Angebote des technischen Jugendmedienschutzes helfen Eltern dabei, ihre Verantwortung bei der Medienerziehung ihrer Kinder wahrzunehmen.
Das Internet bietet Kindern und Jugendlichen vielfältige Chancen. Immer früher und selbstverständlicher surfen sie im Netz, oft ohne elterliche Begleitung. Dabei können sie auch auf Inhalte und Personen stoßen, die sie ängstigen oder ihnen schaden. Eltern übernehmen Verantwortung dafür, dass ihre Kinder sicher online gehen, indem sie gemeinsam surfen, gezielt auf Kinderseiten gehen, eine kindgerechte Startseite einrichten oder ein Jugendschutzprogramm installieren. Mit diesen Möglichkeiten lassen sich Risiken wirksam reduzieren. Jugendschutzprogramme eröffnen Kindern und Jugendlichen einen altersgerechten Zugang zum Internet. Für jüngere Kinder gibt es sichere Surfräume mit für sie unbedenklichen Inhalten. Sie beruhen auf umfangreichen Listen mit unbedenklichen Angeboten, so genannten Whitelists. Sie stellen sicher, dass Kinder nicht auf Angebote stoßen, die für sie ungeeignet sind. Ältere Kinder brauchen größere Bewegungsspielräume. Jugendschutzprogramme setzen daher in der Einstellung für ältere Kinder darauf, mithilfe von Blacklists und technischen Verfahren die Konfrontation mit jugendgefährdenden und entwicklungsbeeinträchtigenden Angeboten zu vermeiden. Eltern können das Internet auch weiterhin uneingeschränkt
nutzen. Wie Jugendschutzprogramme genau funktionieren, erfahren Sie hier. Mehr Informationen zur Initiative finden Sie unter: www.sicher-online-gehen.de
EA unterstützt neue Kampagne zum Kinderschutz im Internet
In Berlin wurde heute die Initiative „sicher online gehen – Kinderschutz im Internet“ vorgestellt. Bund, Länder und Wirtschaft möchten mit dieser Kampagne eine breitere Öffentlichkeit für das Thema Kinderschutz im Internet sensibilisieren.
Im Mittelpunkt der Kampagne stehen der wirksame Schutz von Kindern vor beeinträchtigenden Inhalten im Internet sowie die Förderung der Erziehungsverantwortung der Eltern. EA Deutschland beteiligt sich an dieser Initiative.
Auf der Website www.sicher-online-gehen.de werden Informationen und Angebote im Bereich des Jugendmedienschutzes gebündelt angeboten, um Eltern die Begleitung ihrer Kinder beim Aufwachsen mit den neuen Medien zu erleichtern. Dort und auch im EA Elternratgeber gibt es darüber hinaus auch Informationen zu den anerkannten Jugendschutzprogrammen, die Eltern auf den PCs ihrer Kinder installieren sollten.