Im ersten " Tatort " des Jahres übernehmen Hacker von außen ein selbstfahrendes Auto und lösen so einen Unfall aus. t-online.de klärt die Frage: Geht das auch in Wirklichkeit?
Die Antwort lautet: Ja, das ist zumindest theoretisch möglich. Drei Fälle zeigen, wie realistisch das "Tatort"-Szenario wirklich ist.
Ein Jeep Cherokee im "Genfer Autosalon" im März 2017 (Quelle: imago images)
Sicherheitslücke im Online-Entertainment-System
Bereits im Juli 2015 wurde ein fahrender Jeep Cherookee in den USA von Hackern ferngesteuert. Es handelte sich dabei um ein normales Auto ohne Autopilot.
Die Hacker haben dabei von außen die Kontrolle über einen fahrenden Jeep übernommen. Über eine Sicherheitslücke im Entertainment-System des SUVs konnten sie das Fahrzeug steuern. Der Fahrer hatte keine Kontrolle mehr.
Der Reporter Andy Greenberg machte für die US-Zeitschrift "Wired" in St. Louis (USA) eine Testfahrt in einem aktuellen Jeep Cherokee . Dessen Computersystem wurde während der Fahrt von Charlie Miller und Chris Valasek angegriffen und übernommen. Das war mit dem Reporter am Steuer abgesprochen.
Volle Kontrolle über fahrenden SUV
Die beiden I T-Experten schalteten zunächst das Radio, die Klimaanlage und den Scheibenwischer ein. Bei 70 Meilen pro Stunde (113 km/h) lösten sie auch die Kupplung des SUVs aus. Der Wagen verlor auf der Interstate I-40 an Fahrt, ohne das der Fahrer eingreifen konnte. Auch die Bremsen und Lenkung konnten von den Hackern kontrolliert werden. So hätten Sie einen Unfall auslösen können.
Hersteller schloss Schwachstelle
Möglich macht diese Fernsteuerung durch Hacker offenbar eine schwere Sicherheitslücke im Online-Entertainment-System, mit dem der Jeep Cherokee angegriffen und kontrolliert werden kann. Einige Entertainment-Systeme bieten heute neben Bluetooth-Verbindungen auch Wlan- und Mobilfunk-Verbindungen an.
Die Kommandos wurden vom Laptop der Hacker per mobilem Internet an das Autos übertragen. Der Hersteller rief darauf die betroffenen Wagen zurück und schloss die Sicherheitslücke. Cherokee-Modelle in Deutschland waren nicht betroffen.
Starb bei einem Auto-Crash: US-Reporter Michael Hastings (Quelle: imago images)
Reporter stirbt bei merkwürdigem Autounfall
Der US-Investigativjournalist Michael Hastings war Mitherausgeber des "Rolling Stone" und Korrespondent für "BuzzFeed". Er arbeitete Mitte 2013 an einer Geschichte über den CIA -Director John O. Brennan und starb bei einem mysteriösen Autounfall .
Am Tag vor seinem Tod äußerte Hastings den Verdacht, dass sein Mercedes manipuliert worden sein könnte. Gegen 4.20 Uhr des nächsten Dienstagmorgen, am 18. Juni 2013, starb der Reporter nach einem Crash. Laut Polizeibericht fuhr er in seinem Mercedes C250 auf der Highland Avenue in Hollywood, als er aus unbekannter Ursache die Kontrolle über das Fahrzeug verlor.
Spekulationen um Hacker und Fernsteuerung
Das Auto kam von der Straße ab, durchbrach eine Leitplanke und fuhr ungebremst mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Palme. Der Mercedes explodierte in einem Feuerball, der Motor lag in auffällig großer Distanz vom Auto. Hastings verbrannte in seinem Wagen. Laut Polizeibericht war es ein selbst verschuldeter Autounfall, es konnten keine Beweise für eine Fremdeinwirkung festgestellt werden.
Doch nach dem tödlichen Unfall traten Spekulationen auf, der Autounfall sei gezielt herbeigeführt worden. Hastings Tod war für zwei NDR -Reporter Mitte 2014 Anlass, der Fragen nachzugehen, ob der Bordcomputer seines Wagens gehackt und ferngesteuert worden sein könnte. Mercedes hält dies für unmöglich, der Ex-US-Sicherheitskoordinator Richard Clarke dagegen hält es für durchaus für möglich, dass der Wagen von außen gehackt wurde.
Cockpit eines Tesla S P90D: Crash mit Fahrassistent (Quelle: Chris Walker/imago images)
Tesla-Fahrer starb bei Unfall mit Fahrassistent
Im Mai 2016 ereignete sich in den USA ein erster tödlicher Unfall mit einem autonom fahrenden Tesla. Der Autopilot-Assistent habe zugelassen, dass der Fahrer sich für längere Zeit ablenkte, obwohl er die Kontrolle behalten sollte.
Bei dem Unfall war im Mai 2016 ein 40-Jähriger ums Leben gekommen, als sein von Teslas Fahrassienstent gesteuertes Auto unter einen Lastwagen-Anhänger raste, der die Straße querte. Der Lkw-Fahrer habe ihm die Vorfahrt genommen, befanden die Unfall-Ermittler. Zugleich habe sich der Tesla-Fahrer zu sehr auf den Fahrassistenten verlassen.
Kein Eingriff von Außen
Zu dem Crash haben nach der Einschätzung der Unfallermittler zu lasche Sicherheitsvorkehrungen der Software beigetragen. Ein Eingriff von Außen durch Hacker wurde nicht festgestellt.
Laut einem ersten Bericht war der Tesla-Fahrer von der Software mehrfach aufgefordert worden, die Hände aufs Steuer zu legen. Tesla verschärfte nach dem Unfall die Sicherheitsvorkehrungen und machte es unmöglich, die Hände für längere Zeit vom Lenkrad zu nehmen.
Tesla hatte stets betont, dass der Autopilot-Assistent einen Tesla nicht zum selbstfahrenden Auto mache. Einige Fahrer hatten die Kontrolle jedoch immer wieder ganz dem System überlassen.
Quellen und weiterführende Informationen: