Cyberangriff auf IHK: Thüringer Kammern richten Sonderhotline ein
Von einem bundesweiten Hackerangriff auf die IT-Systeme der Industrie- und Handelskammern sind auch die drei Thüringer Kammern betroffen. Wie Erfurts IHK-Geschäftsführerin Cornelia Haase-Lerch mitteilte, sind die Kammern derzeit nicht per Mail von außen erreichbar.
Zudem könnten digitale Dokumente oder Zeugnisse derzeit nicht ausgestellt werden. Auch die Webseiten sind nicht abrufbar. Sach- und Fachkundeprüfungen könnten momentan nicht abgenommen werden. Grund ist, dass die IT-Systeme wegen eines Cyberangriffs vorsorglich heruntergefahren worden sind. Das zentrale interne Verwaltungssystem läuft laut Haase-Lerch aber weiter. Erfurts IHK-Geschäftsführerin Cornelia Haase-Lerch Bildrechte: Marcel Krummrich
Alle 70 IHK in Deutschland betroffen
Es seien alle 70 IHK in Deutschland betroffen, sagte ein Sprecher der für die IT zuständigen IHK-Gesellschaft für Informationsverarbeitung (GfI) in Dortmund. Den Angaben zufolge sollen jetzt die einzelnen Dienste sukzessive geprüft werden. Sind sie sauber, werden sie wieder hochgefahren.
Der IT-Firma zufolge wurden die Aktivitäten am Mittwoch bemerkt. Daraufhin seien am späten Abend die IT-Systeme heruntergefahren worden. Laut Haase-Lerch ist noch unklar, wann die Systeme in den Thüringer Kammern wieder funktionieren. Dafür sei der IT-Dienstleister zentral verantwortlich. Alle drei Thüringer Kammern haben demnach den selben IT-Dienstleister.
IT-Systeme gesperrt: Sonderhotline eingerichtet
Mögliche Cyber-Attacke bei Industrie- und Handelskammern auch in BW
Wegen einer möglichen Cyberattacke sind die IT-Systeme der Industrie- und Handelskammern aus Sicherheitsgründen bundesweit heruntergefahren worden. Betroffen sind auch Kammern in Baden-Württemberg.
Seit Donnerstagnachmittag ist beispielsweise die IHK Heilbronn-Franken nicht mehr per E-Mail erreichbar, Mails können weder gesendet noch empfangen werden. Auch einen Zugriff auf das Internet haben die Mitarbeitenden nicht. IHK-Sprecher Andreas Lukesch erklärte im SWR, noch seien die Hintergründe völlig unklar. Betroffen seien aber alle IHKs im Land. In Heilbronn könne aber wenigstens noch telefoniert werden, das sei nicht überall der Fall.
"Es ist eine Cyberattacke, aber von Erpressung ist im Moment nicht die Rede und da ist auch bei uns nichts eingegangen und nach meiner Kenntnis ist das auch bei anderen IHKs nicht der Fall."
Tipps zum Umgang mit Cyber-Angriffen nicht zu lesen
Auch die Homepage der IHK Ulm ist nicht erreichbar, E-Mails kommen nicht an. Offenbar wurde die Industrie- und Handelskammer ebenfalls Opfer der möglichen Cyberattacke. Auf der Homepage waren schon seit längerem Tipps und Links zum Thema "Umgang mit Cyberangriffen" zusammengestellt. Zu lesen waren diese Tipps am Donnerstag allerdings nicht, denn die Seite ließ sich nicht öffnen.
Arbeit nur mit Telefon und Fax
Betroffen vom möglichen Cyber-Angriff sind auch die Industrie- und Handelskammern Rhein-Neckar und im benachbarten Rheinland-Pfalz. Damit sind sie online von außen nicht erreichbar. Man arbeite wie vor 20 Jahren nur mit Telefon und Fax, hieß es.
Systeme der IHK Südlicher Oberrhein laufen langsam wieder an
Die IHK Südlicher Oberrhein in Freiburg ist vermutlich ebenfalls Opfer der Cyberattacke geworden. Seit Donnerstag funktioniert nahezu keine Software mehr. Nach und nach laufen die Systeme wieder an, so eine Sprecherin der IHK Freiburg, vieles wird per Microsoft-Teams oder Videochats erledigt - auch aus dem Homeoffice. Derzeit hofft die Kammer, dass ab Wochenanfang alles wieder normal läuft. Über die möglichen Angreifer oder auch eine Lösegeldforderung ist noch nichts bekannt.
IT-Dienstleister der IHKs im Visier der Angreifer
Betroffen seien alle 70 IHKs in Deutschland, sagte ein Sprecher der für die IT zuständigen IHK Gesellschaft für Informationsverarbeitung (GfI) in Dortmund. Die Webseiten seien nicht aufrufbar, auch die Telefonanlage sei betroffen. Das zentrale interne Verwaltungssystem laufe aber weiter. Man habe am Mittwochnachmittag "Aktivitäten" bemerkt, sagte der Sprecher. Daraufhin seien am späten Abend als Vorsichtsmaßnahme die IT-Systeme heruntergefahren worden. Man spreche aber weiter von einer "möglichen" Cyberattacke, betonte der Sprecher.
Bundesregierung bestätigt Serie von Cyberangriffen
Die Bundesregierung hat Cyberattacken auf deutsche Behörden und Ministerien in den vergangenen Tagen bestätigt. Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Maximilian Kall, sagte am Montag, die relativ simpel aufgesetzten Überlastungsattacken seien erfolgreich abgewehrt worden und hätten nach bisherigem Kenntnisstand keinen bleibenden Schaden verursacht. Es seien auch keine Daten abgeflossen.
Innenministerium: Keine "größeren Cyberattaken" seit Ukraine-Krieg
Bei sogenannten DDoS-Attacken ("Distributed Denial of Service") versuchen Angreifer, Server mit einer Flut von Anfragen lahmzulegen. Die Bundesbehörden hätten seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar insgesamt "keine größeren Cyberattacken feststellen können", sagte der Sprecher.
Bekennerschreiben von russischen Hackern
Der "Spiegel" hatte berichtet, russische Hacker hätten Angriffe auf Webseiten deutscher Behörden verübt, wodurch diese zeitweilig unerreichbar gewesen seien. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins richteten sich die Attacken unter anderem gegen das Verteidigungsministerium, den Bundestag, die Bundespolizei sowie mehrere Landespolizeibehörden.
Auch die SPD-Webseite von Bundeskanzler Olaf Scholz soll demnach betroffen gewesen sein. Die russische Hackergruppe "Killnet" habe sich im Messengerdienst Telegram dazu bekannt.