Eine Maßnahme gegen Spam hat die wohl bislang heftigste Internet -Attacke ausgelöst. Unter dem Kampf der Spammer gegen einen großen Internet-Filterdienst müssen alle Surfer leiden, denn der Angriff hat das Internet spürbar ausgebremst.
Mehr Internet-Power aus Powerline holen
Die Organisation Spamhaus bekämpft lästige Spammails und macht sich damit natürlich Feinde, denn der Versand von Werbemails ist ein millionenschweres Geschäft. Nachdem Spamhaus einen niederländischen Internetservice-Anbieter auf seine schwarze Liste setzte, begann der Gegenschlag der Spammer. Seit Mitte März wird die technische Infrastruktur von Spamhaus mit einer gigantische Distributed-Denial-of-Service-Attacke (DDoS) unter Beschuss genommen.
DDoS-Attacke in ungekannter Härte
Dabei werden Internetserver mit Anfragen derart überflutet, bis sie unter der schieren Menge der Anfragen zusammenbrechen. Ein Sprecher der Organisation Spamhaus erklärte der britischen BBC, pro Sekunde prasselten rund 38 Gigabyte an Anfragen auf die Server von Spamhaus ein; bei Großangriffen etwa auf Banken oder Regierungsbehörden reichen knapp sechs Gigabyte pro Sekunde an Anfragen aus, um die Systeme unbrauchbar zu machen.
Da diese gigantischen Datenmengen jedoch über verschiedenste und immer wieder neue Wege zum Ziel transportiert werden, hat sich der Angriff auf das Internet insgesamt spürbar ausgewirkt. Im übertragenen Sinne verstopfen die Angriffs-Daten der Spammer die Internet-Leitungen, so dass auch unbeteiligte Internet-Nutzer darunter leiden müssen – Internet-Videos werden nur noch stockend übertragen, Seitenaufrufe verzögern sich oder Webseiten sind gar nicht mehr erreichbar. Auch der Internet Traffic Report zeigt derzeit europaweit hohe Verzögerungen im Internetverkehr bis hin zum Totalausfall an einigen Knotenpunkten.
Spammer setzten auf den Cyberbunker
Dieser bisher wohl größte DDoS-Angriff aller Zeiten ist vermutlich der Haus-Politik des niederländischen Internet-Dienstleister Cyberbunker geschuldet. Cyberbunker ist ein Hoster, der jedem Betreiber eines Internetdienstes einen anonymen Internet-Auftritt und Zugang ermöglicht. Laut eigener Aussage akzeptiert man alles, so lange es nicht mit Kinderpornografie oder Terrorismus zu tun hat.
Anonymität wird dabei groß geschrieben, denn auf der Internetseite erklärt Cyberbunker dazu: "Wir wissen nicht, wer sie sind und es ist uns schlichtweg egal." Natürlich sind solche anonymen Dienstleister vor allem bei den Versendern von Spam-Mails und den Betreibern anderer zwielichtiger Internet-Seiten beliebt.
Angriff "wie mit einer Atombombe"
Spamhaus hatte Cyberbunker und deren Domains in diese Filterlisten aufgenommen. Sven Olaf Kamphuis, Betreiber von Cyberbunker , kommentierte laut der US-Tageszeitung New York Times , niemand habe Spamhaus dazu ermächtigt zu bestimmen, was im Internet erlaubt sei und was nicht.
Patrick Gilmore, Mitarbeiter des Infrastruktur-Anbieters Akamai, kommentierte bei Spiegel Online dass die Angreifer sozusagen mit einem Maschinengewehr in eine Menschenmenge gefeuert hätten, nur um eine einzelne Person zu treffen. Der Chef des I T-Sicherheitsdienstleisters Cloudflare soll die DDoS-Attacke sogar mit einer Atombombe verglichen haben.