Zumindest der Autobauer Daimler ist einem Bericht von Reuters zufolge in erster Linie aus Sicherheitsgründen am Kauf von Nokias Kartendienst Here interessiert . Das hat Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens eingeräumt. Ihm geht es demnach um eine bessere Kontrolle über die Sicherheit der Kartendaten, die auch für selbstfahrende Autos benutzt werden sollen.
Auf die Frage, ob er wegen möglicher Hackerangriffe auf Mercedes-Benz-Fahrzeuge beunruhigt sei, antwortete Zetsche laut Reuters: „Sie können den Zeitungen entnehmen, dass wir zusammen mit unseren deutschen Wettbewerbern versuchen, eine Plattform zu übernehmen, um Kontrolle über die Plattform für autonomes Fahren zu erhalten, und zwar genau aus diesen Gründen.“
Sicherheit sei bei der Entwicklung der Software ein wichtiges Ziel, so Zetsche weiter. Außerdem planten Daimler und die anderen Bieter, darunter laut Reuters BMW, Volkswagen und Audi, die Software-Platform auch anderen Autoherstellern zur Verfügung zu stellen.
Von seinen Quellen im Umfeld der Autobauer will Reuters zudem erfahren haben, dass noch die Frage geklärt werden muss, wer nach dem Verkauf von Here Eigentümer der Patente ist, die Techniken für die Kommunikation von selbstfahrenden Autos mit mobilen Netzwerken beschreiben. Anfang der Woche hatte das Manager-Magazin berichtet, der Kaufpreis läge derzeit bei 2,5 Milliarden Dollar. Laut Bloomberg hätte Nokia aber am liebsten 4 Milliarden Dollar bekommen. Möglicherweise wollen die Finnen die Rechte an ihrem geistigen Eigentum nur gegen Zahlung eines höheren Kaufpreises abgeben.
Ebenfalls im Lauf der Woche haben Sicherheitsforscher praktisch demonstriert, wie anfällig aktuelle Automobile für Hackerangriffe sind . Am Beispiel eines Jeep Cherokee zeigten Charlie Miller und Chris Valasek, dass sie von der Klimaanlage bis zu den Bremsen wesentliche Funktionen aus der Ferne manipulieren und dem Fahrer die Kontrolle über sein eigenes Fahrzeug nehmen können.
Die Investmentbank Morgan Stanley erwartet laut Reuters, dass Sicherheit bei der Entwicklung künftiger Fahrzeuge eine immer größere Rolle spielt, da sie durch Assistenzsysteme immer weniger auf von Menschen kontrollierte mechanische Funktionen angewiesen sind. „Wir erwarten, dass der Wert von Software und Softwareinhalten in einem durchschnittlichen Fahrzeug von heute weniger als 10 Prozent in den nächsten 15 Jahren auf rund 60 Prozent ansteigen wird.“