BKA-Statistik - Was wirklich hinter dem "Vormarsch" der Internetkriminalität steckt
Der BKA-Chef ist sich sicher: Cyber-Delikte sind auf dem Vormarsch. Nur sagt seine hauseigene Statistik etwas anderes.
Von Bastian Brinkmann
Es klingt schlimm: "Die Internetkriminalität ist weiterhin auf dem Vormarsch", sagt BKA-Präsident Jörg Ziercke am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des neuen "Bundeslagebildes zur Cyberkriminalität". Der Polizeichef fordert deswegen härtere Gesetze und bessere Ausstattung für die Ermittler: "Damit das Internet kein strafverfolgungsfreier Raum ist, brauchen die Strafverfolgungsbehörden geeignete rechtliche Grundlagen und zeitgemäße Instrumente, um den Cyberkriminellen wirksam entgegenzutreten."
Allerdings lässt die neue BKA-Statistik nicht den Schluss zu, dass die Cyberkriminalität wirklich dramatisch zunimmt. Denn die Zahl der Internetnutzer steigt - somit steigt auch die Zahl der Menschen, die Fälle von Cyberkriminalität an die Polizei melden. Die Grafik zeigt, dass die Entwicklungen parallel verlaufen. Ein "Vormarsch" der Kriminalität ist nicht zu erkennen.
Unterschiedliche Entwicklungen gibt es bei der Art der Straftaten, die das BKA unter dem Begriff "Cyberkriminalität" fasst. Nachdem das Bundeskriminalamt zuletzt Entwarnung beim Phishing gab, verzeichnete die Behörde 2013 wieder einen Anstieg um fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf etwa 4000 gemeldete Fälle.
Beim Phishing gaukeln Kriminelle E-Mail-Empfängern vor, dass es wichtig sei, auf einen Link in der Nachricht zu klicken - um etwa Schaden von ihrem Online-Banking-Konto abzuwenden. Der Nutzer wird dann aber auf eine gefälschte Seite geführt, um dort seine Logindaten für sein Bankkonto einzugeben. Deswegen schicken viele Geldinstitute nie E-Mails mit Links an ihre Kunden.
Andere Formen des Identitätsdiebstahls, vor allem der Betrug mit Zugangsdaten zu Kommunikationsdiensten, gingen jedoch im Laufe der vergangenen Jahre deutlich zurück.
Linktipp:
Statistik: Internetkriminalität so hoch wie nie, Dunkelziffer bei 90 Prozent
Wo früher „Kriminalität“ mit Raub, Betrug oder Vandalismus assoziiert wurde, scheint sich der Begriff heute immer weiter auszudehnen und auch in die digitale Sphäre zu verlagern. Hackerangriffe, Online-Erpressungen und das Ausspähen sensibler Daten im Internet gehören heute zu den wohl größten Befürchtungen von Online-Händlern. Und das zurecht, so scheint es. Denn eine neue Statistik belegt, dass sich die Internetkriminalität auf einem Rekordhoch befindet.
(Bildquelle Internetkriminalität: chanpipat via Shutterstock)
Am morgigen Mittwoch will Innenminister Thomas de Mazière (CDU) die neueste Kriminalstatistik vorlegen. Wie aus Informationen der Welt hervorgeht, zeigt sich, dass die Internetkriminalität immer weiter ansteigt. Allein im vergangenen Jahr sollen in Deutschland etwa 64.500 Fälle von Internetkriminalität erfasst worden sein.
„Internetkriminalität“ bedeutet hierbei ein breites Spektrum verschiedener Straftaten mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnik (IuK): zum Beispiel Online-Betrug, das illegale Zugreifen auf sensible Daten, digitale Urheberrechtsverletzungen, Identitätsdiebstahl oder auch Cyber-Terrorismus.
Die Quote der Internetkriminalität sei der Statistik zufolge im vergangenen Jahr um 0,7 Prozent gewachsen und wird aller Voraussicht nach auch weiter steigen. Neben der eigentlichen Bedrohung durch Internetkriminalität gibt es jedoch einen weiteren besorgniserregenden Fakt: Im vergangenen Jahr konnte lediglich ein Viertel aller Fälle aufgeklärt werden, wobei die Aufklärungsquote im Vergleich sogar sank.
Ein aktuelles Beispiel vor der Großen Kammer des Landgerichts Gießen zeigt, dass auch Online-Händler gezielte Opfer solcher Straftaten werden: In dieser Woche beginnt ein Prozess gegen fünf Männer, die mehr als 40 Online-Shops erpresst haben sollen. Die Angeklagten hätten sich in einem Online-Forum kennengelernt und dort auch ihre Angriffe auf Webstores geplant. Dabei sollen sie Webseiten der betroffenen Händler durch ein gezieltes Cyber-Bombardement zur Überlastung und schließlich zum Zusammenbruch gebracht haben. Auf diese Weise hätten sie von den Besitzern der Shops dann Geld erpresst.
Alles in allem hätte jedoch nicht das Erpressungsgeld den größten Schaden angerichtet, sondern vielmehr der Ausfall der Online-Shops, wodurch in bestimmten Zeiträumen keine weiteren Verkäufe getätigt werden konnten.
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Dunkelziffer der Internetkriminalität bei 90 Prozent
Obwohl die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) in diesem Fall einen Ermittlungserfolg für sich verbuchen kann, so seien solche Erfolge im Zuge von Internetkriminalität eher selten. Hinzu kommt eine enorme Dunkelziffer, da viele digitale Straftaten nicht zur Anzeige gebracht werden. Grund hierfür ist die Scham der Betroffenen oder die Angst vor einem Imageverlust.
André Schulz vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) schätzt die Quote der Dunkelziffer bei rund 90 Prozent: „Die Täter sitzen oft im Ausland. Ihre Verbrechen werden dann statistisch in Deutschland gar nicht erfasst“, kommentiert er laut Welt. Außerdem fehle es in vielen Dienststellen der Polizei sogar an grundlegendem digitalen Equipment wie einem schnellen Internetzugang.
Anzeigenstatistik Internet: Vermehrt Delikte im Bezirk
512 Straftaten wurden 2021 im Bezirk Waidhofen registriert. Die größten Sorgen bereitet weiterhin die Cyber-Kriminalität.
BEZIRK WAIDHOFEN/THAYA. Die Zahl der insgesamt gemeldeten Straftaten im Bezirk betrug im Vorjahr 512. Damit hat sich die Kriminalitätsstatistik insgesamt gegen 2020 kaum verändert. Damals wurden 520 Fälle registriert.
Problemfeld Cyber-Delikte
Bei Cybercrime im engeren Sinne blieb die Zahl der Anzeigen zwar annähernd gleich (15 2020, 13 2021). Straftaten die mithilfe des Internets ausgeführt werden sind jedoch erneut gestiegen. Erpressungsfälle im Internet stiegen von einem auf vier Fälle (+300 %), Internetbetrug stieg von 31 Fälle 2020 auf 36 Fälle 2021 (+16.1%). Sonstige kriminelle Handlungen im Internet stiegen von zehn auf 13 Fälle (+30%).
"Seien Sie misstrauisch! Hinter Versprechen stecken oft betrügerische Absichten."
Paul Palisek
Bei genauerer Betrachtung der Statistik steicht eine Kategorie besonders hervor. Ein Reduktion gab es zwar bei den Vermögensdelikten von 307 auf 249, regelrecht explodiert sind jedoch die Anzeigen der Kategorie „Verletzung der Amtspflicht und verwandte strafbare Handlungen“. Diese stiegen von zwei auf 45 Fälle an. Ein Plus von 2.150 Prozent. Dabei handelte es sich laut Bezirkspolizeikommandant Paul Palisek um den Verdacht, dass ein KfZ-Betrieb der unrechtmäßigen Ausstellung des "Pickerls" verdächtigt wurde. "Jeder EInzelfall ging dabei in die Statistik ein, der Verdacht erhärtete sich jedoch nicht und die Sache wurde fallen gelassen," so Palisek.
Einen Rückgang verzeichnete auch die Sparte der Suchtgiftdelikte. Hier sank die Anzahl der Fälle von 32 auf 30. Weiters fällt auf das es 2021 keinen einzigen Treibstoffdiebstahl im Bezirk gab, 2020 waren noch zehn Delikte angezeigt worden. Auch Sachbeschädigungen durch Graffiti gingen stark zurück, es gab 2021 nur mehr fünf Fälle (24 2020), ein Rückgang um 79,2 Prozent.
Schwerpunkte
Weitere kriminalpolizeilichen Schwerpunkte sind nach wie vor die koordinierten Kriminaldienststreifen bzw. Schwerpunktkontrollen zur Vorbeugung von Dämmerunsgeinbrüche sowie der kriminalpolizeiliche Beratungsdienst. "In den Übergangszeiten bzw. den Wintermonaten sind Beamte routinemäßig unterwegs um diese Form der Einbrüche zu vermeiden. Vergangenes Jahr gab es im Bezirk keinen einzigen dieser Einbrüche," erklärt Palisek und weiter: "Der Beratungsdienst musste in der Pandemie zurückgefahren werden, allerdings hoffen wir auch hier bald zur Normalität zurückkehren zu können."
Allgemein ist die Aufklärungsquote weiterhin sehr hoch, ging aber im Vergleich zu 2020 leicht zurück.
So können Sie sich schützen
Der oberste Exekutivbeamte des Bezirkspolizeikommandos hat den BezirksBlättern einige Tipps, wie man sich vor etwaigen Cyber-Angriffen schützen kann, verraten. "Seien Sie misstrauisch! Was zu gut ist, um wahr zu sein, ist es meist auch nicht. Halten Sie alle internetfähigen Geräte stets auf dem aktuellen Stand und bedenken Sie: Kein seriöses Unternehmen fordert Sie telefonisch oder per E-Mail auf, Ihre Daten preiszugeben," so Palisek. Zudem appelliert er, keine Vorauszahlungen bei Aktionen, wo schnelle Gewinne in Aussicht gestellt werden, zu tätigen und immer gesundes Misstrauen walten zu lassen.
Delikte im Bezirk 2021
Strafbare Handlungen gegen Leib und Leben 112 (+10,9%)
Strafbare Handlungen gegen die Freiheit 28 (+33,3%)
Verletzungen der Privatsphäre und bestimmter Berufsgeheimnisse 2 (~)
Strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen 249 (-18,9%)
Gemeingefährliche strafbare Handlungen und strafbare Handlungen gegen die Umwelt 9 (+80%)
Strafbare Handlungen gegen Ehe und Familie 3 (+200%)
Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung 12 (-14,3%)
Strafbare Handlungen gegen die Zuverlässigkeit von Urkunden und Beweiszeichen 7 (-36,4%)
Strafbare Handlungen gegen die Sicherheit des Verkehrs mit Geld, Wertpapieren und Wertzeichen 5 (+-0,0%)
Strafbare Handlungen gegen die Staatsgewalt 2 (-33,3%)
Strafbare Handlungen gegen den öffentlichen Frieden 3 (~)
Strafbare Handlungen gegen die Rechtspflege 4 (-55,6%)
Strafbare Verletzung der Amtspflicht und verwandte strafbare Handlungen 45 (+2.150%)
Strafrechtliche Nebengesetze 31 (-8,8%)
Sicherheit ist nicht selbstverständlich