Internetnutzer kennen die lästigen E-Mails von angeblichen nigerianischen Prinzen, die mit den Empfängern gerne ihr Millionenerbe teilen würden – gegen ein paar Tausend Euro Vorschuss, versteht sich. Jetzt ist einer dieser "Prinzen" den Fahndern von Interpol ins Netz gegangen.
Vorsicht vor neuer Betrugsmasche am Telefon
Ein Bandenchef aus dem Umfeld der berüchtigten Nigeria -Connection wurde in der westafrikanischen Stadt Port Harcourt verhaftet, teilte Interpol mit. Der 40-Jährige steckt mutmaßlich hinter Betrügereien mit einem Gesamtschaden von umgerechnet mehr als 54 Millionen Euro.
Netzwerk mit 40 Komplizen
"In einem Fall wurde ein Opfer zur Zahlung von 15,4 Millionen Dollar gebracht", erklärte Interpol. Der Mann namens "Mike" habe ein Netzwerk von mindestens 40 Komplizen angeführt, die von Nigeria, Malaysia und Südafrika aus agierten. Für ihren Betrug nutzte die Gruppe demnach gehackte E-Mail-Konten von kleinen und mittleren Unternehmen in aller Welt. Unter anderem seien Firmen in den USA, Kanada, Australien, Indien und Rumänien betroffen gewesen.
Daneben hatte "Mike" laut Interpol auch Helfer in Europa, den USA und China. Diese hätten Bankdaten zur Verfügung gestellt, damit das erschwindelte Geld gewaschen werden konnte.
Betrug mit Online-Datingseiten
Nach der Verhaftung des mutmaßlichen Drahtziehers zeigte sich laut Interpol, dass er in weitere kriminelle Aktivitäten verwickelt war. So soll er auch an Betrügereien mit Online-Datingseiten beteiligt gewesen sein.
Gemeinsam mit "Mike" wurde den Angaben zufolge ein 38 Jahre alter mutmaßlicher Komplize verhaftet. Beiden drohen nun Anklagen unter anderem wegen Computerkriminalität, Verschwörung und des Erschleichens von Geld.
Alibi-Welt aus Mittelsmännern
Seit Jahren ist die Nigeria-Connection aktiv. Für ihre Opfer bauen die Syndikate im Internet eine Alibi-Welt aus Mittelsmännern und real existierenden Personen auf, sodass der Betrug schwer zu erkennen ist.
Für Schlagzeilen sorgten angebliche Millionenerben, Lottogewinner oder Königskinder. Die Masche der Vorschussbetrüger ist dabei immer dieselbe: Mit abenteuerlichen Geschichten betteln sie um Geld bei ihren Opfern. Zur Belohnung würde der großzügige Helfer mit einem satten Anteil der geretteten Summe belohnt.
Mehrere Banden aus Nigeria aktiv
Das niederländische Institut Ultrascan hat errechnet, dass die Syndikate aus Nigeria im Jahr 2010 weltweit rund 6,7 Milliarden Euro ergaunert haben dürften. Allein in Deutschland identifizierte das Institut 24 Betrugsringe mit insgesamt 455 Mitgliedern. Dafür wertete es 8000 reale Fälle aus. Die Opfer der Nigerianer sind meist gut situiert und gebildet. Anwälte sind darunter, aber auch Ärzte und Unternehmer.
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